Klärschlamm: Das Abfallprodukt mit grossem Potenzial

Nachdem die Abwasserreinigungsanlage (ARA) das Abwasser gereinigt hat, bleibt etwas zurück: Klärschlamm. Was auf den ersten Blick wertlos erscheint, ist ein vielseitig einsetzbarer Rohstoff. Mit dem Bau einer Klärschlammtrocknung schafft die erzo ARA die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte Nutzung einer wertvollen Ressource.
15'000 Tonnen: Das entspricht dem doppelten Gewicht des Eiffelturms – oder dem jährlich im Kanton Aargau anfallenden Klärschlamm. Dieser Schlamm muss entsorgt werden. Das stellt die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) vor Herausforderungen. Denn der grösste Teil des Klärschlamms besteht aus Wasser, teilweise sogar bis zu 85 Prozent. Dadurch ist der Schlamm voluminös, schwer, aufwändig zu transportieren und zu lagern. Aus diesem Grund verbrennen die meisten ARAs den Schlamm in Klärschlammverbrennungsanlagen. So auch die erzo in Oftringen.
Die Verbrennung des Schlamms ist jedoch ineffizient. Es gehen Ressourcen verloren und die im Schlamm enthaltene Energie wird nicht vollständig ausgenutzt. Aus diesem Grund hat sich die erzo für den Bau einer Klärschlammtrocknung entschieden. Die Synergie zwischen der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) und der ARA ermöglicht es, die Abwärme der KVA für die Trocknung des Klärschlamms zu nutzen.
Klärschlamm als nachhaltiger Brennstoff
Die Trocknung von Klärschlamm bietet eine Reihe von Vorteilen. Der getrocknete Schlamm kann etwa in Zementwerken als nahezu CO2-neutraler Brennstoff eingesetzt werden und so fossile Energieträger wie Braunkohle ersetzen. Dies ist ein enormer Vorteil und reduziert die Umweltbelastung bei der Zementproduktion stark.
Die Nutzung von Klärschlamm als Brennstoff ist aber nur möglich, wenn er vorher getrocknet wird. Nasser Klärschlamm eignet sich aufgrund seiner schlechten Brennbarkeit nicht als Ersatz für fossile Brennstoffe in Zementwerken. Auch ist die Lagerung von nassem Klärschlamm schwierig. Da er biologisch aktiv ist, verdirbt er und muss schnell verbrannt werden. Ausserdem hat der nasse Schlamm ein grosses Volumen. Die Trocknung reduziert das Volumen um 70 bis 80 Prozent. Durch die Reduktion des Volumens kann mehr Schlamm mit weniger Lastwagen transportiert werden. Das spart wiederum CO2 und reduziert den Verkehr. Der getrocknete Klärschlamm hat noch einen weiteren Vorteil: Durch die Trocknung kann die Geruchsbelastung deutlich reduziert werden.
Anlage legt die Grundlage für das Phosphorrecycling
Mit der Klärschlammtrocknung rüstet sich die erzo für die Zukunft. Ab 2026 schreibt der Bund die Rückgewinnung von Phosphor aus Abwasser, Klärschlamm und Klärschlammasche vor. Mit der Anlage schafft die erzo die Grundlage für die Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm. Damit wird der Phosphorkreislauf geschlossen und die Schweiz unabhängig von Phosphor aus dem Ausland. Weitere Informationen zur Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm können auf der Webseite des Bundes abgerufen werden.